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Ein „System reisender Schreiber und Notare“ in der Kanzlei Karls des Großen?

Ein „System reisender Schreiber und Notare“ in der Kanzlei Karls des Großen? von THEO KÖLZER Das Zitat im Titel entstammt der Karls-Monographie von Rosamond McKitterick, in der sie eine aufsehenerregende These entwickelte1. Sie glaubt, eine Diskrepanz zwischen den Ausstellungsorten der Urkunden und dem Itinerar Karls d. Gr. feststellen zu können, was zu der Schlußfolgerung zwinge, daß die übliche Gleichsetzung des Ausstellungsorts einer Urkunde mit dem Aufenthaltsort des Königs nicht trägt, daß vielmehr Notare der Königskanzlei auch ohne Anwesenheit des Herrschers Urkunden aufsetzen und diese dann ,,zur Gegenzeichnung an eine Pfalz gebracht werden konnte[n]"2. Sie erkennt folglich ,,ein Netzwerk von Pfalznotaren [...], die möglicherweise auf die verschiedenen Königspfalzen verteilt waren oder zumindest von einem Standort aus in einer bestimmten Region umherreisten. Die persönliche Anwesenheit des Königs wird von dem Urkundenbefund nur in Einzelfällen bestätigt. Königliche Diplome reflektieren zwar die Ausübung königlicher Amtsgeschäfte, sind aber für eine Rekonstruktion des königlichen Itinerars nur von begrenztem Wert. Ein großer Teil der täglichen Verwaltungsgeschäfte im Namen des Königs wurde in verschiedenen über das ganze Reich verteilten Pfalzen in Abwesenheit des Königs erledigt, auch wenn manche Notare offensichtlich tatsächlich den König begleiteten"3. Daß der König eigenhändig den Vollziehungsstrich, im Falle Karls d. Gr. das ,Y` in dem zentralen rauten- 1 Rosamond McKittericK, Karl der Große (Gestalten http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.png Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde de Gruyter

Ein „System reisender Schreiber und Notare“ in der Kanzlei Karls des Großen?

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Publisher
de Gruyter
Copyright
Copyright © 2016 by the
ISSN
0066-6297
eISSN
2194-5020
DOI
10.7788/afd-2016-0104
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Abstract

von THEO KÖLZER Das Zitat im Titel entstammt der Karls-Monographie von Rosamond McKitterick, in der sie eine aufsehenerregende These entwickelte1. Sie glaubt, eine Diskrepanz zwischen den Ausstellungsorten der Urkunden und dem Itinerar Karls d. Gr. feststellen zu können, was zu der Schlußfolgerung zwinge, daß die übliche Gleichsetzung des Ausstellungsorts einer Urkunde mit dem Aufenthaltsort des Königs nicht trägt, daß vielmehr Notare der Königskanzlei auch ohne Anwesenheit des Herrschers Urkunden aufsetzen und diese dann ,,zur Gegenzeichnung an eine Pfalz gebracht werden konnte[n]"2. Sie erkennt folglich ,,ein Netzwerk von Pfalznotaren [...], die möglicherweise auf die verschiedenen Königspfalzen verteilt waren oder zumindest von einem Standort aus in einer bestimmten Region umherreisten. Die persönliche Anwesenheit des Königs wird von dem Urkundenbefund nur in Einzelfällen bestätigt. Königliche Diplome reflektieren zwar die Ausübung königlicher Amtsgeschäfte, sind aber für eine Rekonstruktion des königlichen Itinerars nur von begrenztem Wert. Ein großer Teil der täglichen Verwaltungsgeschäfte im Namen des Königs wurde in verschiedenen über das ganze Reich verteilten Pfalzen in Abwesenheit des Königs erledigt, auch wenn manche Notare offensichtlich tatsächlich den König begleiteten"3. Daß der König eigenhändig den Vollziehungsstrich, im Falle Karls d. Gr. das ,Y` in dem zentralen rauten- 1 Rosamond McKittericK, Karl der Große (Gestalten

Journal

Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkundede Gruyter

Published: Dec 1, 2016

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