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Bekanntlich verbringt der Mensch fast ein Drittel seines Lebens schlafend, einen Teil dieser Zeit zugleich träumend. Während die literatur- und kulturwissenschaftliche Forschung dem Traum in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt hat, wurde die Frage nach Darstellungen des traumlosen oder in Bezug auf den Traum indifferenten Schlafs eher vernachlässigt. Genau diesem Thema ist die vorliegende Studie der ungarischen Germanistin Eva Kocziszky gewidmet.Kulturwisschenschftliche Studien zum Phänomen Schlaf können sich mit soziologischen und historischen Dimensionen der Schlafkultur beschäftigen und beispielsweise rekonstruieren, wo, wann und in welchem Setting geschlafen wurde, welche Kleidung und welche Möbel benutzt wurden, wer mit wem das Lager teilte, welche Rituale und welche hygienischen Maßnahmen den Schlaf begleiteten. Was aber bleibt zu fragen, wenn man, wie die vorliegende Studie, auf die Untersuchung derartiger Details verzichtet? Die Autorin, die ihre Zugangsweise als „ausgesprochen literaturwissenschaftlich – klassisch-philologisch und germanistisch“ (S. 8) beschreibt, macht die Mythologie des Schlafs zum Angelpunkt ihrer Erkundungen. Denn die Schlafdarstellungen in den „europäischen Künste[n]“ seien, so Kocziszkys leitende These, „grundsätzlich als Transformationen klassischer antiker Modelle zu verstehen“ (ebd.).In elf Kapiteln schlägt sie einen Bogen von den Epen Homers bis zur Lyrik Durs Grünbeins, freilich mit deutlichen Schwerpunktsetzungen: Drei der Kapitel befassen sich mit der Antike, sechs
Arbitrium: zeitschrift für rezension zur germanistischen literaturwissenschaft – de Gruyter
Published: Apr 1, 2023
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