Walter Kühn, Von Hesiod bis Brecht. Eine Literaturgeschichte der Widmung. (Koblenz-Landauer Studien zu Geistes-, Kultur- und Bildungswissenschaften 28) Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2021. X/410 S., € 45,–. Carl-Friedrich Bieritz / Clemens Cornelius Brinkmann / Thomas Haye (Hgg.), Literarische Widmungen im Mittelalter und in der Renaissance. Konzepte – Praktiken – Hintergründe. (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 21) Hiersemann, Stuttgart 2019. VIII/346 S., € 164,–.
Walter Kühn, Von Hesiod bis Brecht. Eine Literaturgeschichte der Widmung. (Koblenz-Landauer...
Moennighoff, Burkhard
2023-04-01 00:00:00
Der Titel von Walter Kühns Buch verspricht eine Literaturgeschichte der Widmung, tatsächlich bietet es eine „Literaturgeschichte der Widmungslyrik“ (S. 34). Diese Literaturgeschichte verfährt mit gutem Grund nicht linear; es wird keine historische Abfolge von Texten nachgezeichnet. Vielmehr werden Stationen dieser Literaturgeschichte beschrieben und dabei große Sprünge in Kauf genommen. Dadurch soll ein Formen- und Funktionswandel der Widmung erfasst werden. Ein ausführliches Kapitel befasst sich mit Widmungen in der Antike. Anschließend werden Widmungen Johann Christian Günthers, Klopstocks und des Göttinger Hainbunds, des jungen Goethe, Heinrich von Kleists, Heines, Georges und Brechts kapitelweise zur Sprache gebracht.Was den Nachvollzug der Argumentation in dem Buch erschwert, ist ihre lockere begriffliche Fundierung. Kühn spricht von einem „umfassenden Widmungsbegriff“ (S. 34) oder auch einem „inklusiven Widmungsbegriff“ (S. 125), dem er sich verpflichtet sieht. Anders als die jüngere germanistische Widmungsforschung, die Widmungen im Sinne Gérard Genettes als Paratexte beziehungsweise kompatibel mit ihm als Rahmenstücke versteht, erfasst Kühn auch solche Texte als Widmungen, die sich durch explizite Adressierungen an ein Gegenüber auszeichnen und von der Sprachhandlung der Übereignung bestimmt sind, diese thematisieren oder motivisch aufgreifen. Gemeint sind damit beispielsweise Gedichte, die mit den Sprechweisen des Weihens, Betens und Bittens, Lobens und Ehrens operieren. Was Kühn als weiten
http://www.deepdyve.com/assets/images/DeepDyve-Logo-lg.pngArbitrium: zeitschrift für rezension zur germanistischen literaturwissenschaftde Gruyterhttp://www.deepdyve.com/lp/de-gruyter/walter-k-hn-von-hesiod-bis-brecht-eine-literaturgeschichte-der-widmung-PN4MhcOrbX
Walter Kühn, Von Hesiod bis Brecht. Eine Literaturgeschichte der Widmung. (Koblenz-Landauer Studien zu Geistes-, Kultur- und Bildungswissenschaften 28) Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 2021. X/410 S., € 45,–. Carl-Friedrich Bieritz / Clemens Cornelius Brinkmann / Thomas Haye (Hgg.), Literarische Widmungen im Mittelalter und in der Renaissance. Konzepte – Praktiken – Hintergründe. (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 21) Hiersemann, Stuttgart 2019. VIII/346 S., € 164,–.
Der Titel von Walter Kühns Buch verspricht eine Literaturgeschichte der Widmung, tatsächlich bietet es eine „Literaturgeschichte der Widmungslyrik“ (S. 34). Diese Literaturgeschichte verfährt mit gutem Grund nicht linear; es wird keine historische Abfolge von Texten nachgezeichnet. Vielmehr werden Stationen dieser Literaturgeschichte beschrieben und dabei große Sprünge in Kauf genommen. Dadurch soll ein Formen- und Funktionswandel der Widmung erfasst werden. Ein ausführliches Kapitel befasst sich mit Widmungen in der Antike. Anschließend werden Widmungen Johann Christian Günthers, Klopstocks und des Göttinger Hainbunds, des jungen Goethe, Heinrich von Kleists, Heines, Georges und Brechts kapitelweise zur Sprache gebracht.Was den Nachvollzug der Argumentation in dem Buch erschwert, ist ihre lockere begriffliche Fundierung. Kühn spricht von einem „umfassenden Widmungsbegriff“ (S. 34) oder auch einem „inklusiven Widmungsbegriff“ (S. 125), dem er sich verpflichtet sieht. Anders als die jüngere germanistische Widmungsforschung, die Widmungen im Sinne Gérard Genettes als Paratexte beziehungsweise kompatibel mit ihm als Rahmenstücke versteht, erfasst Kühn auch solche Texte als Widmungen, die sich durch explizite Adressierungen an ein Gegenüber auszeichnen und von der Sprachhandlung der Übereignung bestimmt sind, diese thematisieren oder motivisch aufgreifen. Gemeint sind damit beispielsweise Gedichte, die mit den Sprechweisen des Weihens, Betens und Bittens, Lobens und Ehrens operieren. Was Kühn als weiten
Journal
Arbitrium: zeitschrift für rezension zur germanistischen literaturwissenschaft
– de Gruyter
To get new article updates from a journal on your personalized homepage, please log in first, or sign up for a DeepDyve account if you don’t already have one.
All DeepDyve websites use cookies to improve your online experience. They were placed on your computer when you launched this website. You can change your cookie settings through your browser.