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Zum Spiegelmotiv bei Aleksandr Rodcenko von Anne Rennert Das optische Phänomen des Widerscheins hat das menschliche Auge seit der Zeit der Pharaonen fasziniert, als Handspiegel aus polierter Bronze angefertigt wurden. Im illustrierten Familienblatt ,,Die Gartenlaube" (Abb. 1) erschien sechs Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ein Beitrag über den Spiegel als kulturhistorisches Objekt vom alten Ägypten bis in die Roaring Twenties hinein. Curt Bauer erläutert in diesem Artikel ,,Der Spiegel und seine Geschichte" anhand von neun Bildbeispielen, sechs aus dem Altertum und drei aus der Neuzeit (15., 18. und 19. Jh.), die technische Entwicklung und kunstgewerbliche Tradition der specula.1 Deren Gebrauchsfunktion, vor allem im Hinblick auf die ,,äußere" und weniger auf die ,,innere Gestalt" des Menschen, wird als unverzichtbar hervorgehoben: ,,Gibt es wohl heute einen Mann oder gar eine Frau, die sich ohne Spiegel behelfen wollte?"2 Zum ersten Mal habe der Mensch sich im Wasserspiegel erblickt, konstatiert Bauer und verweist implizit auf den Jüngling Narziss in Ovids Metamorphosen.3 Doch nicht das Verkennen des Spiegelbildes, nicht jener Prozess der Erkenntnis, den der römische Dichter in epischen Hexametern beschreibt, soll dem Leser der ,,Gartenlaube" vermittelt werden. Vielmehr wird die Eitelkeit des weiblichen Geschlechts seit der Antike akzentuiert: ,,Wie hätten
Archiv für Kulturgeschichte – de Gruyter
Published: May 1, 2016
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